Ursula Katharina Schratt

Leben in Balance

Mein Vater

Das ist die Geschichte von unserem Vater (Großvater)


Geboren bin ich am 24. Februar im Jahre 1923, und zwar in einem 400 Jahre alten Fuhrwerker -und Wirtshaus „ZUM LINDWURM" in Alt- Ottakring. Hier verbrachte ich meine Kindheit, Schul und Lehrzeit, der Tischlerlehre.

Meine Eltern hatten hier ein Handarbeitsgeschäft, eine sogenannte „Pfaidlerei", (stammt aus der Zeit Maria Theresia, =eine Wäschehandlung, Handel mit versch. Waren, nur erbbar)





Neben meiner Schul- und Lehrzeit genoss ich durch meinen Onkel eine musikalische Ausbildung. Einen guten Kunsterzieher fand ich in Prof. Emil Juraschek, der mir hauptsächlich Perspektive lehrte.

Nach meiner Gesellenprüfung kam leider die Kriegszeit dazwischen. Durch das „Reiseunternehmen 1000 Jahre" lernte ich das russische Reich kennen. Auf der Rückreise (Flucht aus der Gefangenschaft) über Znaim, Retz gelangte ich wieder nach Wien, in die Hofburg (Genesungskompanie), Amalientrakt.





Bei diversen Einsätzen kam ich auf den Schillerplatz und als Gastschüler zu Prof.Herbert Boeckl - Abendakt als Student. Später übernahm Frau Prof.Madeyka-Felder diese Kurse.

Eine Reihe von Ausstellungen folgten. Im Mai 1946 machte ich meine Meisterprüfung als Kunsttischler und gründete mit meiner Frau Katharina einen Handwerkbetrieb.

Zwei Kinder (Eva und Hannes) und ein Haus rundeten die Geschichte ab.






Es ging mir nun als Familienvater und Handwerker mit den täglichen Sorgen, ohne den akademischen Dingen, rein ums Überleben.

Die Malerei und Zeichnerei blieb im Betrieb, denn meine Kunden wollten auch vorher schon wissen, wie ihre Möbel so aussehen.


Die Kinder wurden groß, ein drittes kam (Uschi) und die sogenannte Kunst musste nebensächlich bleiben.


Als wir in Pension gingen, zog es meine Frau Katharina und mich weg aus dem turbulenten Wien nach Gloggnitz und Enzenreith, und die alte Leidenschaft hatte mich wieder -Heimatmuseum, Franzosenkapelle - Gekreuzigter, Schloß Gloggnitz. Viele Eindrücke der schönen Gegend, viele alte Dinge, die eine liebevolle Betreuung brauchten, kamen auf mich zu. Musizieren war wieder an der Tagesordnung und so ist es heute noch und wird hoffentlich noch lange so bleiben.



Nachsatz : Dies schrieb mein Vater zu seinem 75. Geburtstag. Mein Vater ist am 3.Oktober 2006, im Alter von 83 Jahren, für immer eingeschlafen. Meine Mutter starb 2008, drei Wochen nach ihrem 89 Geburtstag an gebrochenem Herzen. Meine Eltern waren 62 Jahre verheiratet. Sie hinterließen eine unglaubliche Vielzahl an Erinnerungen. Bilder meines Vaters, Tagebüchern, Familienfilme und Fotos. Beide haben einen festen Platz in unserem Herzen. Ich danke meiner Mutter für ihren Familiensinn, Herzenswärme und Mutterwitz, all das ließ mich zu einen guten, sozialen Menschen heranwachsen. Meinen Vater danke ich für das Talent, die kreative Ader, Einfallsreichtum und Begeisterung für Literatur, Musik und die Erkenntnis, dass der Mensch niemals ausgelernt hat. All das wurde mir vorgelebt und bereichert mein Leben.





Der Tod ist nichts. Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.

Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,

Nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?

Ich bin nicht weit weg!
Ich bin nur auf der anderen Seite des Weges!